Do, 22.6.2017, 19.30 Uhr, Hollsaal, Zeughaus, Zeugplatz 4, Augsburg
„Die Bewegungen für Energiedemokratie im europäischen Vergleich“
Zum Referenten:
Conrad Kunze ( Jahrgang 81) studierte Soziologie mit Promotion, und Geschichte. Er ist 7 Jahre in der Wissenschaft im Bereich Umweltsoziologie tätig und arbeitet seit 2012 mit der Rosa Luxemburg Stiftung zum Thema Energiedemokratie (http://energie-demokratie.de/). Dort stellt er unter Anderem kritische Fragen zur deutschen Energiewende.
Zum Vortrag:
Energiedemokratie meint im Wesentlichen die Synthese der Umstellung auf erneuerbare Energiequellen mit einer Demokratisierung von Besitzverhältnissen. Beides ist heute möglich wie regionale Erfolgsgeschichten in Japan, den USA und Westeuropa zeigen. Wo bürgerschaftliches Engagement mit unternehmerischem Geschick zusammenfällt entstehen Energiegenossenschaften, neue Stadtwerke und Bioenergiedörfer.
Damit die Energiewende wesentlich mehr ein demokratisches Projekt wird, muss sie stärker politisch als technologisch gedacht werden. Es genügt nicht mehr, in Nischen neue Unternehmen zu gründen, gleichwohl es immer noch richtig ist. Vielmehr gilt es darüber hinausgehend, bestehende Wirtschaftsstrukturen zu demokratisieren und zu verändern. Wie sich am in der englischsprachigen Debatte oft gehörten Lob der deutschen Energiewende zeigt, ist die Verbindung von Technologieförderung mit einer Landschaft von städtischem, das heißt öffentlichem und also der politischen Einflussnahme prinzipiell verfügbaren Eigentum, eine begrüßenswerte deutsche Besonderheit, die eine viel stärkere Demokratisierung der Energiewende als bisher ermöglichen kann.
Es gilt, an lokal begrenzten Erfolgsgeschichten die Möglichkeit einer demokratischen Energiewende zu beweisen, um sie für größere Kreise von Menschen denkbar und wünschbar werden zu lassen. Selbst das finale Scheitern der Volksabstimmung des Berliner Energietischs hat das allgemeine Vorstellungsvermögen eines sozial-ökologischen Stadtwerks bestärkt.
Statt den Klimawandel entweder resignierend hinzunehmen oder aber mit dystopischen Technologien wie CCS, Ozeandüngung und Sonnenverdunkelung aufhalten zu wollen, muss Energiepolitik eine gesellschaftliche, politisch bestimmte Aufgabe werden. Als politisches und demokratisches Projekt, unter anderem im begrenzten Rahmen einer Stadt, kann die Energiewende wieder eine Erfolgsgeschichte werden.